"Vertrauen kann ich nicht einkaufen" - Interview mit Pferdecoach Steffi Spielhaupter #FriendsofWilliam

Frauchen mit Weimaraner Rüde

Willkommen zu unserer neuen Blogreihe Friends of William #friendsofwilliam

Hier stellen wir euch regelmäßig spannende Persönlichkeiten vor, die uns begleiten, begeistern und inspirieren. Den Auftakt macht keine geringere als Steffi Spielhaupter. Steffi ist Pferdewissenschaftlerin, Coach für Persönlichkeitsentwicklung mit Pferden, Achtsamkeit im Alltag und Kommunikation im Team. Außerdem ist Steffi die Hunde Mama von unserem William Walker Signature Modell Skye und William Walker Crew Mitglied seit Beginn an. Skye (Weimaraner Hündin) ist seit dem Ende des Masterstudiums in England an Steffis Seite und behält sie immer gut im Blick, man munkelt sie sei der eigentliche Chef.

Mit Science for Soundness hat sie ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht, indem sie mit ihren Tieren grundlegende Werte vermittelt, von denen Menschen jeden Alters nachhaltig profitieren können. Science for Soundness steht vor allem für pferdegerechte Haltung und Ausbildung, Entschleunigung und Authentizität. Es wird stets auf das Gesamtbild geachtet, der Reiter/ Pferdebesitzer wird animiert sich selbst zu hinterfragen und es wird gemeinsam, mit dem Pferd im Blick, nach ganzheitlichen Lösungsansätzen gesucht. 

William Walker: Steffi, du lebst ein bisschen wie Pippi Langstrumpf wenn sie groß wäre, zusammen mit deiner besseren Hälfte wohnst du auf einem großen Bauernhof und das gleich mit einem halben Zoo - was sagen deine Eltern dazu?

Ich erinnere mich noch an den Moment, in dem ich sagte: “Mama, Papa, ich will noch ein bisschen in England bleiben und hier Equine Science studieren!” … 8 Jahre später kam ich erst wieder nach Deutschland. Pferdewissenschaften und Ponyhof klingen natürlich erstmal nicht sehr bodenständig. :) Ich glaube meine Eltern hätten sich gerne einen “sicheren” Job für mich gewünscht. Wenn man nicht so viel mit Tieren zu tun hat, dann erscheint es einem merkwürdig mit so etwas Geld verdienen zu können. Ich glaube tatsächlich nicht, dass es in der heutigen Zeit so einen “sicheren” Job gibt und bin fest davon überzeugt, dass man alles erreichen kann, wenn man nur will. Meine Eltern kennen mich seit ich auf dieser Erde umherlaufe und wissen, dass ich mir nicht die Butter vom Brot nehmen lasse. Wenn ich etwas erreichen will, dann schaffe ich das auch. :) Das ist selbstverständlich auch ihrer positiven Erziehung und dem unermüdlichen Support geschuldet. Die anfängliche Skepsis ist also schnell gewichen. Natürlich lieben sie unsere alte Mühle mit all ihren Baustellen und tierischen Bewohnern - es gibt immer was zu tun und durch Skye und Gromit (Weimaraner Rüde) auch immer ordentlich was zu Lachen!

William Walker: Das mit dem Lachen glauben wir sofort, deine positive Art ist ansteckend und dass du dir nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, war uns eh klar :-). Nun bist du also “Pferdewissenschaftlerin”, wie kommt man darauf so einen besonderen Job zu wählen, was macht es für dich besonders?

Pferdewissenschaftlerin - haha, ja. In erster Linie ist das mein Titel, dank des Bachelors und Masters. Soll sich ja auch irgendwie gelohnt haben so ein Studium! :)

Der Rest hat sich tatsächlich daraus entwickelt. Meine Haupttätigkeit ist die eines Coaches, da ich Menschen dabei helfen möchte eine feinere Verbindung zu sich selbst und zu ihren Pferden zu erschaffen. Dadurch kann mit viel Feingefühl eine größere gegenseitige Vertrauensbasis entstehen, welche sowohl Mensch und Pferd positiv bestärkt. Ich habe schon soo oft beobachtet, dass allein dadurch ein Zugewinn an neuem Selbstbewusstsein entsteht und sich eine gewisse Leichtigkeit in den Alltag schleicht. Diese Momente, in denen Mensch und/oder Pferd etwas tun, das vor kurzem noch nicht einmal denkbar war, in denen sie über sich hinauswachsen, die machen es wirklich jedes Mal aufs Neue zu etwas Einzigartigem.

William Walker: Was glaubst du können Menschen von Tieren lernen und worauf legst du den Fokus?

Tiere sind unglaublich ehrliche und offene Wesen. Ihnen ist egal, ob wir die neueste Mode tragen oder Make-up benutzen, sie sehen direkt in uns hinein, hinter all die Fassaden. Vor allem Pferde, aber auch Hunde, können dadurch ganz wunderbare Spiegel sein, da sie uns ständig Feedback geben. Durch meine Tiere muss ich seit Jahren immer wieder an mir arbeiten, mich selbst und meine Handlungen hinterfragen und lernen zwischen dem, was wirklich wichtig ist, zu differenzieren. 

Mein Hauptaugenmerk liegt dadurch seit einiger Zeit auf Achtsamkeit und Persönlichkeitsentwicklung mit Pferden. Es ist so wichtig die feinen kleinen Signale wahrzunehmen und darauf einzugehen, statt diese zu ignorieren und unser Gegenüber in eine Handlung zu zwingen. Wenn Skye oder Gromit in einer Situation überfordert sind, dann lernen sie durch Druck garantiert nicht, besser damit umzugehen. Allerdings helfen auch nicht immer Leckerchen, um eine Situation angenehm zu machen. Vertrauen kann ich nicht einkaufen. Ich muss erstmal erkennen, dass diese Situation ein Problem darstellt und herausfinden, warum das so ist. Erst danach kann ich mich so positionieren, dass ich meinem Hund da heraushelfe.

 Bei Pferden ist es genau das selbe: wenn ich nicht wahrnehme, dass mein Pferd eine bestimmte Lektion nicht ausüben kann (sei es aus körperlichen oder seelischen Gründen), dann hilft es definitiv nicht, meiner Frage nach dieser Lektion mit einer Gerte Nachdruck zu verleihen. Oder noch schlimmer: Ich frage gar nicht nach, sondern befehle direkt und höre gar nicht erst hin, was mein Pferd so zu sagen hat. Hier entstehen oft sogenannte “Problempferde”, die dabei eigentlich gar keine sind. Das gleiche gilt natürlich auch für “Problemhunde” - “Problembesitzer” gibt es komischerweise nie.

 Im Miteinander erlebe ich auch viel zu häufig, wie wir so umgeben sind von unseren eigenen Sorgen und Wünschen, dass wir häufig unser gegenüber im Gespräch kaum noch wahrnehmen können. Das muss nicht so sein und das sollte definitiv nicht so sein. Es liegt an uns selbst, das zu ändern! Leider ist der erste Schritt oft der Schwerste, weshalb hier die Pferde sehr schön helfen können. Sie urteilen nicht, sondern nehmen uns so wahr wie wir sind. Menschen die zu uns kommen, haben oft Hemmungen vor ihren Mitmenschen bestimmte Übungen auszuführen. Tausche ich diese Menschen durch meine Pferde aus, ist das alles auf einmal kein Problem mehr! :)

William Walker: Problembesitzer, tolles Wort!. Was du sagst klingt total einleuchtend und spannend, gleichzeitig ist es wie du sagst oftmals wahrscheinlich gar nicht so einfach hier gezielt loszulegen. Dieses bewusste Gefühl der Empathie, muss gerade für Menschen in Teams sehr sinnvoll sein oder?

Definitiv! Teamwork wird gerade bei Herdentieren sehr groß geschrieben, da es ihr Überleben sichert. Pferde haben eine ganz wundervolle stille Kommunikation, die mir nahezu permanent Feedback gibt.

Wenn ich hier vor Ort mit Teams innerhalb eines Workshops arbeite, dann verraten die Pferde mir meist sehr schnell, wer im Team der dominante Charakter ist, wer eher zurückhaltend ist und in wem ein wahres Führungstalent von innen heraus schlummert. Außerdem helfen die Pferde dadurch vor allem auch den Teammitgliedern, sich selbst zu reflektieren und ihre Kollegen einmal anders wahrzunehmen.

William Walker: Jetzt ist es gerade mit Blick auf CoVid19 echt schwierig diese Art der Übungen vor Ort durchzuführen, wie gehst du persönlich mit dieser schwierigen Situation um?

Tatsächlich hatte ich schon länger die Idee eines Online Workshops zum Thema Mindset. Durch CoVid19 war ich lediglich gezwungen mir vermehrt dafür Zeit zu nehmen ihn fertigzustellen und zu veröffentlichen. Über das Osterwochenende gab es außerdem die erste Onlinepferdemesse, auf der ich als Aussteller dabei war und es befinden sich bereits weitere Online Workshops mitten im Entstehungsprozess. Natürlich kann so ein Online Workshop nicht die live Workshop Situation ersetzen, aber das soll er auch gar nicht. Wenn ich mit dem Online Workshop bereits ein Bewusstsein für eine bestimmte Sache geschaffen habe, dann lässt diese sich um so besser in einem live Workshop hier vor Ort vertiefen, sobald dies wieder möglich ist. Ich habe meine Dienstleistungen am Pferd nun auch auf eine Onlinebegleitung umgestellt. Das klingt zunächst total abwegig, aber ermöglicht mir tatsächlich viel mehr Menschen und ihren Pferden zu einem besseren Teamwork zu verhelfen.  

William Walker: Man merkt, die Butter gehört wirklich dir :-) Apropos erfolgreiche Teams, du und Skye sind ja quasi Teil des William Walker Teams seit Anfang an. Es ist jedesmal beeindruckend zu sehen, wie gut sie auf dich hört, wie machst du das?

Skye hört auf mich? :) Momentan hält sie ihre Nase lieber in Mauselöcher, welche natürlich auch ihre Ohren bedecken und dafür sorgen, dass ihre Nase wund wird.. aber es freut mich natürlich, wenn das so wahrgenommen wird! Haha!! :) Natürlich macht Skye auch mal Hundekram und buddelt wild in Büschen herum oder betet die Sonne an und hat keine Zeit für mich, aber das soll sie ja auch dürfen. Skye ist grundsätzlich ein sehr feines, gelehriges Mädchen. Ich muss dich also leider enttäuschen, denn das Geheimnis ist gar kein Geheimnis! Als Weimaraner ist sie sehr intelligent und folgsam, wenn sie genügend Vertrauen in die Person und die Situation hat. Weimis sind aber auch bekannt für ihren Dickkopf, passt also irgendwie zu mir! :)

Skye ist seit sie 8 Wochen alt war an meiner Seite und hat schon einiges mit mir gemeinsam erlebt, vom Umzug nach Deutschland bis hin zur Mühle und ihren Welpen. Sie begleitet mich auf Ausritten und würde wirklich alles mit mir mitmachen, selbst Heuballen rollen! Sie hat das große Glück, dass sie bedingt durch die Art meiner Arbeit, jeden Tag bei mir sein kann. So etwas schweisst natürlich zusammen und ich könnte mir meine Welt nicht mehr ohne sie vorstellen.

Frauchen mit Weimaraner

Grundsätzlich erfährt Skye, genau wie alle anderen meiner Tiere, genügend Respekt, Vertrauen und Zugeständnisse von mir. Ich bin davon überzeugt, dass das eine gesunde Basis für einen freundlichen und aufgeschlossenen tierischen Begleiter ist, der gerne folgt!

William Walker: Liebe Steffi, schöner kann man ein Interview nicht beenden. Ganz lieben Dank für Deine Zeit und die interessanten Einblicke in Deine Arbeit. Falls ihre mehr über Steffis Arbeit erfahren wollt oder selber mal einen Kurs besuchen wollt, geht einfach auf Steffis Internetseite (Science for Soundness) und folgt ihr auf Instagram.

 

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